Test: Aktivlautsprecher Newtronics Temperance 2020
Die aktive Temperance verfügt über
fünf Endverstärker. Einer davon be-
dient die vier Hochtöner (die hinteren
sind zusätzlich mit einem Kondensa-
tor gefiltert und setzen später ein als
der vordere). Jeder Tief-/Tiefmittel-
töner hängt zudem an einem eigenen
Verstärkerkanal. Die für die drei Bässe
werden parallel angesteuert; das ist ab-
soluter Luxus, sorgt jedoch dafür, dass
die Chipverstärker auf dem Aktivmo-
dul stets optimale Arbeitsbedingungen
vorfinden - sie müssen halt nur gemüt-
liche acht Ohm treiben. Das ist auf den
ersten Blick ziemlicher Overkill, auf
den zweiten durchaus richtig überlegt
- auch hier erkennt man die Reife die-
ses Produktes.
Zwar gibt’s heutzutage extrem ausge-
fuchste
aktive
Frequenzweichen auf
Basis digitaler Signalprozessoren; nicht
jedoch in der Temperance. Ihr Filter-
werk ist klassisch analog ausgelegt. Es
beherrscht zwar weniger Kunststück-
chen als seine modernen Pendants, bei
einem richtig konstruierten Lautspre-
cher ist das auch unnötig. Und da die
Temperance auch passiv ein potenter
Lautsprecher ist, muss die Aktivweiche
hier gar kaum etwas korrigieren.
Laufzeiten sind auch so ein Thema
in
diesem
Zusammenhang.
Natür-
lich kann man auf digitaler Ebene die
Das Aktivmodul der Temperance ist mit
fünf 100-W-Verstärkern ausgestattet
Schallanteile für jeden Treiber genau
so verzögern, dass sich am Hörplatz
eine auch zeitlich korrekte Summen-
bildung ergibt. Etwas weniger elegant
und präzise ist das, was Harald Hecken
und viele andere mit ihren Boxen ma-
chen: Die neigen die Schallwand nach
hinten. Dadurch kommt der Schall des
oben angeordneten Hochtöners später
beim Hörer an, der des Mitteltöners
darunter etwas früher und die tiefen
Frequenzen noch eher. Bei der Tempe-
rance ist auch die Rückwand geneigt,
und
das
Parallelogramm-Profil
be-
kommt der Box optisch zweifellos gut.
Auch
die
Temperance-Aktivweiche
erlaubt eine Anpassung des Klangcha-
rakters an den Hörraum und die akus-
tischen Vorlieben des Betreibers. Dazu
gibt’s auf der Rückwand zwei Kipp-
schalter
(mit
drei
Schaltpositionen)
und einen winzigen, nur mit einem
Schraubendreher
zu
betätigenden
Drehschalter mit 16 Stellungen. Damit
lässt sich eine Unzahl von Variationen
einstellen und ich kann nur dazu raten,
sich bei der Einstellung auf die jewei-
lige Hörsituation viel Zeit zu lassen.
W ir hielten uns bei unserem Hörtest
im Wesentlichen an die Vorgaben des
Entwicklers und variierten die Einstel-
lungen nur minimal. Wildes „Tunen“ ist
auch unnötig, denn die Box ist bereits
mit den Werkseinstellungen ein
echter Ausnahmewandler, des-
sen konstruktive Reife sofort
ins Ohr fällt. Das Klangbild rastet so-
fort ein, es vermittelt ganz unmittelbar
einen Eindruck von „Richtigkeit“. M it
„richtig“ meine ich nicht unbedingt die
Unbestechlichkeit eines Studiomoni-
tors, sondern ein spontan angenehmes
Gefühl beim Musikhören. Und dabei
schadet es auch nicht, dass die nur 20
Zentimeter breite Box ein mächtiges
Fundament in den Raum stellt, und
das mit ordentlich Kontur. Von dem
gemeinhin mit Transmissionlines as-
soziierten weichen und aufgeblähten
Tiefton ist hier nichts zu spüren. Ein
großer Mitteltöner ist für die Stimm-
Der Frequenzgangschrieb zeigt die Einstellungen, mit
der wir die Box letztlich gehört haben. Im Bass geht
sie erstaunlich tief, 35 Hertz sind locker drin. Der
leichte Buckel bei 50 Hertz ist der Transmissionline
geschuldet, das passt klanglich gut. Der ganz leicht
ansteigende Frequenzgang ist eine Folge unseres
gut bedampften Hörraums - so klang's bei uns am
besten. Die Temperance klirrt relativ wenig, bei 85
Dezibel Schalldruck bleiben die Verzerrungen ab dem
Grundtonbereich unter einem halben Prozent, bei 95
Dezibel steigt k2 ab zwei Kilohertz über ein Prozent,
doch auch das ist im Rahmen.
Die Temperance sieht auch heute noch
fast genauso aus wie vor 1 5 Jahren
48
einsnull